Le Horla von Guy de Maupassant
Karminrote Auflage,
nummeriert von 1 bis 1000,
Das Manuskript „Der Horla“: eine großformatige und illustrierte Ausgabe mit einer Reihe von siebzehn Aquarellen.
„Der Horla“, das Manuskript von Guy de Maupassant
Dieser großformatige Schuber enthält eine Reproduktion des Horla-Manuskripts, angereichert mit einer Reihe von Zeichnungen der Künstlerin Mélanie Roy, sowie einen im Anhang unseres des Buches abgedruckten Brief, den Guy de Maupassant 1884 schrieb und an die Gräfin Potocka schickte. Dieser Brief ist der Besitz einer Privatsammlung („Autographes des siècles“).
Es ist das erste Mal, dass Maupassants Originalmanuskript, welches in der Bibliothèque nationale de France (franz. Nationalbibliothek) aufbewahrt wird, auf diese Weise in einer künstlerischen Ausgabe reproduziert wird, nachdem es in den Genuss einer grafischen Restaurierung gekommen ist, die es nun erlaubt, „den Horla“ so zu lesen, als hätte der Schriftsteller seine Feder gerade abgelegt.
„Der Horla“, ein Meisterwerk der Phantastik
Guy de Maupassant, ein Meister des Stils und herausragender Geschichtenerzähler, begann 1880 eine erfolgreiche literarische Karriere mit der Veröffentlichung von „Boule de suif“ (dt. „Fettklößchen“). Dieses Jahr ist der Anfang einer zehnjährigen, besonders aktiven, fruchtbaren und erfolgreichen Zeitspanne. Maupassant, der von sich behauptete, „wie ein Meteor in die Literatur einzudringen und sie wie ein Blitz zu verlassen“, schrieb in diesem Jahrzehnt „den Horla“, wie als auch sechs Romane und etwa dreihundert Kurzgeschichten. Der Text wurde am 17. Mai 1887 in einer Sammlung von Kurzgeschichten veröffentlicht, die von Paul Ollendorff herausgegeben wurde.
„Der Horla“, ein Meisterwerk der Phantastik, ist die Geschichte einer Entfremdung. Der Autor erzählt in Form eines Tagebuches, welches im Laufe einiger Monate - zwischen dem 8. Mai und dem 10. September - geschrieben wurde, vom wachsenden Einfluss eines unbesiegbaren Übels. Das Tagebuch endet mit Auslassungspunkten, die den Ausgang der Erzählung in der Schwebe lassen: Hat der Erzähler Selbstmord begangen? Ist er im Wahnsinn versunken? Oder ist es der Horla, dieses „unsichtbare Wesen, das sich von Milch und Wasser ernährt“, der ihn schließlich hörig macht?
Fiktion oder autobiografisches Tagebuch?
Maupassant ist seit langem vom Thema Wahnsinn besessen. Er ergründet ihn sowohl in seinen Texten als auch in seiner Korrespondenz, wie zum Beispiel in dem im Anhang des Buches wiedergegebenen Brief an die Gräfin Potocka. Darin täuscht der Schriftsteller seiner Briefpartnerin einen Angst- und Wahnsinnsanfall vor: „Ich glaube, ich bin besessen.“
„Der Horla“ ist eigentlich das Ergebnis der Neufassung von zwei Texten: „Brief eines Verrückten“ (1885), der eine ähnliche Geschichte erzählt, jedoch ohne „Horla“, und eine erste Fassung, linear und in der dritten Person verfasst, die im folgenden Jahr 1886 in der Tageszeitung „Gil Blas“ erschien. Erst in der dritten Fassung, die hier vorgestellt wird, perfektionierte der Schriftsteller den literarischen Prozess der Gestaltung des Zweifels, zwischen Wahnsinn und Phantastik - ein Gefühl, das beim Lesen der handschriftlichen Fassung umso verstörender ist, als man durch seine lockere Handschrift eher in eine biographische, als eine fiktionale Intimität eingetaucht zu werden scheint.
Eine lebhafte, schnelle und leicht entzifferbare Handschrift
Die fünfunddreißig nummerierten Blätter, die in diesem Werk wiedergegeben sind, stellen ein einzigartiges Dokument dar: Es ist das einzige bisher bekannte Manuskript von „Der Horla“. Für diesen Text, der leicht von der veröffentlichten Fassung abweicht, gäbe es keine Entwürfe, Pläne oder Vorbereitungen. Vielleicht hatte Guy de Maupassant lange genug an diesem Thema gearbeitet, um ohne ein vorläufiges Dokument schreiben zu können. Die Handschrift, die über die Seiten läuft, ist schnell, lebhaft und leicht zu entziffern. Die Streichungen an manchen Stellen, und die seltenen Korrekturen, die an den Rändern eingefügt wurden, scheinen im Wesentlichen während des Schreibprozesses selbst entstanden zu sein, so als hätte der Verfasser den Text kaum überarbeiten müssen, obwohl leichte Unterschiede darauf hindeuten, dass es eine zweite Reihe von Korrekturen gab, wahrscheinlich auf Probedrucken.
Ein sehr vollendetes und sofort veröffentlichungsreifes Manuskript
Die insgesamt wenig überarbeitete Verfassung des Horla-Manuskripts könnte durch Maupassants kreativen Schreibprozess erklärt werden. Mehrere Zeitzeugen berichten, dass der Schriftsteller seine Texte „fast Satz für Satz in der Reihenfolge in seinem Kopf“ verfasse, bevor er die Feder in die Hand nehme, wobei er irgendwie an mentalen Skizzen arbeitete, bevor er den fast endgültigen Text auf Papier brachte, wie eine einfache Umsetzung ins Reine des geistigen Entwurfes. Yvan Leclerc - ein Spezialist von Maupassant - gibt an, dass mehrere direkte Zeugenaussagen übereinstimmen, wenn es darum geht, „sich einen Maupassant vorzustellen, der sein Werk geistig verfasst, auf seinem Bett liegend oder herumlaufend, und nur dann die Feder in die Hand nimmt, um das Werk sozusagen zu kopieren, wenn es fertig ist“, und er fügt hinzu : „Von daher auch die fast definitive Form des ersten Entwurfes, der geradewegs 'veröffentlichungsreif' ist, und auch die relativ geringe Anzahl von Streichungen" (Le Horla, von Yvan Leclerc präsentiert, 1993).
Zeichnungen von Mélanie Roy
In diesem Werk stehen Maupassants handschriftliche Zeilen im Dialog mit den Skizzen der Künstlerin Mélanie Roy aus Lyon, die für diese Ausgabe eine Reihe von siebzehn Zeichnungen mit Aquarell- und Farbstiften angefertigt hat. Die „Kreatur“, die unter Maupassants Feder enstanden ist, wird durch eine Reihe von träumerischen und sinnestäuschenden Bildern bereichert.
Guy de Maupassant: "Ich glaube, ich bin besessen".
1884 bewohnte Guy de Maupassant eine Wohnung im vierten Stock der Rue Dulong 83, im Batignolles-Viertel in Paris. In dieser Dreizimmerwohnung, rappelvoll mit Nippes und Bücherstapeln, schrieb er viele seiner Kurzgeschichten und Korrespondenzen, darunter einen Brief im Januar an die Gräfin Emmanuela Potocka, in dem er einen Angst- und Wahnsinnsanfall vortäuscht. Dank der Buchhandlung „Autographes des siècles“ in Lyon und ihres Gründers Julien Paganetti konnten die beiden Seiten dieses sehr verstörenden Briefes am Ende unseres Buches reproduziert werden.
Maupassant, der Horla und der Wahnsinn
Maupassant ist sich des Risikos bewusst, dass er mit der Veröffentlichung von „Der Horla“ eingeht, nämlich dass Kritiker und Leser eine autobiografische Interpretation daraus machen. „In weniger als acht Tagen werden alle Zeitungen schreiben, dass ich verrückt bin“, soll Maupassant seinem Kammerdiener François Tassart anvertraut haben, der in seinen „Souvenirs“ über die Bemerkungen des Schriftstellers berichtete, denen zufolge Maupassant hinzugefügt hätte: „Bitte, wie sie wollen, ich bin geistig gesund und wusste sehr gut, was ich tat, als ich diese Novelle schrieb. Es ist eine Schöpfung der Fantasie, die den Leser beeindrucken und ihm mehr als einen Schauer über den Rücken jagen wird, denn es ist verwunderlich“.
Seine Freunde und Ärzte sind tatsächlich darüber besorgt, sie sehen den Text als den Beginn des Wahnsinns an. Einige Jahre später verstärken die Einweisung des Schriftstellers in die Klinik von Dr. Blanche und sein Selbstmordversuch mit der Pistole diese Interpretation für Journalisten und Wissenschaftler gleichermaßen. Laut der Meinung von Alphonse Daudet, die am 8. Januar 1892 in „Le Gaulois“ veröffentlicht wurde, schrieb ein Gelehrter sogar über „Der Horla“: „Man braucht nur 'Der Horla' zu lesen, diese intensive Phantasieerzählung, um den Keim des Wahnsinns beim Autoren zu erkennen.“
Trotz dieser Anzeichen ist „Der Horla“ jedoch weniger das Werk eines Verrückten, als vielmehr der Höhepunkt eines verstörenden, novativen und meisterhaften literarischen Prozesses, der bis heute den Zweifel zwischen Phantastik und Wahnsinn bekräftigt und die Grenzen unserer Vorstellungskraft herausfordert.
Luxusausgabe
Diese karminrote Ausgabe ist von 1 bis 1000 nummeriert und wird in einem handgefertigten Schuber präsentiert.
Auf umweltfreundlichem Papier und mit pflanzlicher Tinte gedruckt, mit den feinsten Stoffen gebunden.