The Lost World von Arthur Conan Doyle
Die Vergessene Welt, das Manuskript von Arthur Conan Doyle
In dieser Ausgabe wird das Manuskript von The Lost World (dt. Die Vergessene Welt) zum ersten Mal reproduziert, in der Arthur Conan Doyles Handschrift und Korrekturen in einer grafisch restaurierten Fassung des Originals wiedergegeben werden.
Das Manuskript wird von einer Reihe von 21 Zeichnungen begleitet, die der Künstler Géo Dupuis für die erste französische Ausgabe des Romans in den Jahren 1913-1914 schuf. Das Buch enthält ebenfalls ein Vorwort von Jon Lellenberg, dem amerikanischen Berater der Conan Doyle Estate und Autor von fünf Büchern über das Leben und das Werk des englischen Schriftstellers.
Dieses Buch entstand in enger Zusammenarbeit mit der Conan Doyle Estate, ohne deren Hilfe und Fachwissen dieses Projekt nicht hätte vollendet werden können, und mit der Berg Collection der New York Public Library, in der das Originaldokument aufbewahrt wird.
Conan Doyles Dino-Abenteuerroman
In den frühen 1910er Jahren stand Arthur Conan Doyle kurz vor einer neuen Entdeckungsreise. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Schöpfer von Sherlock Holmes bereits achtzehn Romane und fast siebzig Kurzgeschichten sowie Theaterstücke, Essays und Gedichte geschrieben. Sein berühmter Privatdetektiv, der zum ersten Mal in A Study in Red (dt. Eine Studie in Scharlachrot), 1887 in Erscheinung tritt, war damals über zwanzig Jahre alt, und der Schriftsteller veröffentlichte parallel zu seiner Detektivliteratur auch mehrere historische Romane.
Doyle, der von den visionären Werken zweier Schriftsteller inspiriert war, die er sehr bewunderte, nämlich Jules Verne (vor allem Vingt Mille Lieues sous les mers - dt. 20.000 Meilen unter dem Meer und Cinq semaines en ballon - dt. Fünf Wochen im Ballon) und H. Rider Haggard (Autor des Bestseller-Romans King Solomon's Mines - dt. König Salomos Schatzkammer), beschloss jedoch, ein ganz anderes literarisches Genre zu erforschen, auf halbem Weg zwischen Abenteuererzählung und Science-Fiction.
Im Frühherbst 1911 hatte er bereits die Handlung seines neuen Romans umrissen: eine wissenschaftliche Entdeckungsreise durch den noch unerforschten Amazonaswald zu einer abgelegenen Hochebene, auf der sich prähistorische Lebewesen - darunter unglaubliche Dinosaurierarten - immer noch entfalten. Zu der Zeit, als Doyle das Buch schrieb, war die Erfindung des Wortes "Dinosaurier" noch sehr neu (es wurde 1841 erfunden).
Doyle schrieb die 292 Seiten von The Lost World in nur wenigen Monaten im Windlesham Manor, seinem Haus in Crowborough, East Sussex, England. Das Manuskript wurde am 3. Dezember 1911 fertiggestellt. Conan Doyles Handschrift ist sorgfältig und regelmäßig, das Manuskript wird heute in der Sammlung Berg der New York Public Library aufbewahrt, dank welcher dieses Manuskript wiedergegeben werden kann.
Als begeisterter Leser von philosophischen und wissenschaftlichen Schriften hat sich Doyle „bemüht, die wissenschaftliche Gestaltung der Schauplätze und der Handlung von Die vergessene Welt mit seinem abenteuerlichen Verlauf so geschickt wie möglich miteinander zu verbinden“ (Jon Lellenberg). Bevor er seinen Roman schrieb und sich zweifellos den Interessen wieder zuwendete, die er schon als junger Arzt hatte, interessierte sich Conan Doyle erneut für die Evolutionstheorie und las Schriften von T. H. Huxley - der für seine Verteidigung Darwins bekannt war - sowie jene des französischen Paläontologen Georges Cuvier und des Zoologen Edwin Roy Lakenster.
„Sehen Sie sich die Landkarte an: die großen weißen Flächen auf der Karte füllen sich, und nirgendwo ist noch Platz für literarischen Erfindungsgeist.“
Eine neue extravagante Figur: Professor Challenger
Der Leiter dieser Entdeckungsreise ins Herz der „vergessenen Welt“, begleitet von dem Erzähler Edward Malone, Lord Roxton und Professor Summerlee, ist eine Figur, die Doyle gerade erst erfunden hat: den brillanten jedoch zu heftigen und legendären Wutausbrüchen neigende Wissenschaftler, Professor George Edward Challenger.
„Challenger? Professor Challenger, aus Enmore Park? Der berühmte Zoologe? War er nicht derjenige, der dem Blundell vom Telegraph einen Schädelbruch beibrachte?“ Der neue und extravagante Protagonist Conan Doyles legt ein Temperament an den Tag, das dem kalten Intellekt von Sherlock Holmes diametral entgegengesetzt ist. Inspiriert von einem Physiologie-Professor, den er an der medizinischen Fakultät kennengelernt hatte, erklärt der Schriftsteller, dass diese Figur „ihn immer mehr erheiterte als alle anderen, die er erfunden hatte“.
„Ich war darauf vorbereitet, etwas sehr Seltsames zu sehen, aber eine so überwältigende Persönlichkeit wie diese hatte ich nicht erwartet. Es war seine Gestalt, die einem den Atem stocken machte, seine Gestalt und sein imponierendes Wesen. Sein Kopf war enorm. Der größte, den ich je bei einem menschlichen Wesen gesehen habe“.
Ein „einmaliger Scherz“, von Doyle inszenierte
Beim Schreiben seiner Geschichte empfindet Doyle „eine solche Zuneigung“ für seine Figur, so wie es Jon Lellenberg bemerkt, dass er mit Hilfe von zwei verkleideten und geschminkten Freunden eine Serie von Fotos als Hauptfiguren des Romans macht - ein „einmaliger Scherz“, der den abenteuerlichen Geist des Romanschriftstellers bestens illustriert. Doyle erscheint als Professor Challenger verkleidet, mit einem buschigen falschen Bart und buschigen Augenbrauen, dies mit seinem in Ned Malone verwandelten Schwager, und dem Fotografen selbst als Summerlee und Roxton.
Der Schriftsteller erzählte damals: „Da wir in schelmischer Laune waren, setzten zwei Freunde und ich uns hin, um wie die Mitglieder dieser mythischen Entdeckungsreise auszusehen, und ließen uns vor einem mit Globen und Utensilien bedeckten Tisch fotografieren... Ich machte eine sehr unterhaltsame Taxifahrt durch London und besuchte ein oder zwei Freunde in Gestalt ihres Onkels, der in Borneo verschwunden gewesen sei.“
Die vergessene Welt: ein großer Publikumserfolg
„Es verspricht, ein großer Erfolg zu werden, und ich wäre nicht überrascht, wenn es das meistverkaufte aller Bücher wird, die ich geschrieben habe“, sagt Doyle.
Als der Roman zum ersten Mal auf den Seiten des Londoner Strand Magazine erschien (April-November 1912), wurde er ohne die vorgetäuschten Fotos von Conan veröffentlicht - der Verleger befürchtete, dass sie das Verständnis der Leser trüben könnten. Im Oktober wurde die Geschichte jedoch in einem Band des Londoner Verlags Hodder & Stoughton veröffentlicht, diesmal mit den Fotografien von Conan Doyle, was den Leser glauben lässt, dass es sich um authentische „Porträts“ der Mitglieder der wissenschaftlichen Entdeckungsreise handelt.
Der Roman - Doyles erster seit Sir Nigel, dem 1906 veröffentlichten Roman - wurde sofort ein großer Publikumserfolg und bedeutete den Beginn einer langen Reihe von Fassungen aller Art, darunter Michael Crichtons The Lost World (veröffentlicht 1995 als Fortsetzung von Jurassic Park, 1990), der seinerseits teilweise Steven Spielbergs berühmten Film inspirierte. Laut Michael Crichton „hat Conan Doyle mit The Lost World weit mehr als nur eine Romanfigur erfunden, er hat eine gewisse Phantasieliteratur erfunden und hat einen erfolgreichen Weg gefunden, sie zu erzählen“.
„Und so brachen wir am nächsten Morgen auf zu unserer Fahrt ins Unbekannte. Diesen Bericht schicke ich stromabwärts durch ein Kanu, und es ist vielleicht das letzte Wort für alle, die an unserem Schicksal Anteil nehmen“, schreibt der Erzähler Ned Malone. Ganz im Gegenteil, die Entdecker der Vergessenen Welt sind weit davon entfernt, ihre letzten Worte gesagt zu haben. Mit dieser Faksimile-Ausgabe des Manuskripts können die Leser nun an diesem außergewöhnlichen Dino-Abenteuer teilhaben, so nah wie möglich an seinem Schöpfer Arthur Conan Doyle und seiner Originalschrift.
Die Vergessene Welt: das Manuskript
Dank der angenehm lesbaren Handschrift des Autors wird der Leser einige Unterschiede zwischen dem Manuskript und der veröffentlichten Fassung entdecken. Zum Beispiel gibt es im Manuskript zwei Versionen von Kapitel I, von denen eine nahelegt, dass Conan Doyle zunächst erwog, seinen Roman in der dritten Person, statt in der ersten Person zu schreiben. Einige Züge der Hauptfiguren unterscheiden sich auch, zum Beispiel heißt Edward D. Malone ursprünglich James Herbert Malone und arbeitet beim Courier oder London Courier, statt bei der Gazette. Aus dem Manuskript geht auch hervor, dass Doyle dem Professor Challenger sein eigenes Geburtsdatum gibt (1859) - vielleicht ein neuer Hinweis darauf, dass sich der Schriftsteller mit seiner Romanfigur identifiziert, auch wenn letztere weitgehend von einem ehemaligen Professor an der Universität Edinburgh inspiriert wurde.
„Betrachtet man, wie Doyles Schrift im Laufe seiner Schriftstellerarbeit immer ‚hektischer’ wirkt, ist es schier unmöglich, nicht den Enthusiasmus des Autors zu spüren, sowie seine Ungeduld, den Höhepunkt seiner Erzählung zu erreichen.“
Vorwort von Jon Lellenberg
„Wie die meisten von Conan Doyles Manuskripten, beinhaltet auch dieses einige Ergänzungen zwischen den Zeilen, aber nur wenige Streichungen. An einer Stelle ist ein langer Absatz über die Interpretation zeitlicher Veränderungen anhand von Fossilien durchgestrichen, aber die meisten dieser Elemente werden später schließlich wieder integriert. Es ist riskant, zu viele Schlussfolgerungen aus einem Manuskript zu ziehen, aber betrachtet man, wie Doyles Schrift im Laufe seiner Schriftstellerarbeit immer ‚hektischer’ wirkt und sich dann locker vorwärts, und dann wieder zurückbewegt, und dabei Vorder- und Rückseite des Papiers bedeckt, ist es schier unmöglich, nicht den Enthusiasmus des Autors zu spüren, sowie seine Ungeduld, den Höhepunkt seiner Erzählung zu erreichen“. Auszug aus dem Vorwort von Jon Lellenberg.
Jon Lellenberg ist ein amerikanischer Vertreter und Berater der Conan Doyle Estate in Großbritannien und Autor, Herausgeber oder Mitherausgeber von fünf Büchern über das Leben und das Werk von Arthur Conan Doyle, darunter „Dangerous Work“: Diary of an Arctic Adventure (zu dt. etwa: „Gefährliche Arbeit“ : Tagebuch eines arktischen Abenteurs - 2012) und Arthur Conan Doyle: A Life in Letters (zu dt. etwa: Ein Leben der Belletristik - 2007). Er lebt in Santa Fe, New Mexico.
Die Conan Doyle Estate Ltd setzt sich aus der Familie von Sir Arthur Conan Doyle zusammen. Die Estate verwaltet das persönliche Archiv der Familie und widmet sich der Förderung und Weitergabe des Werkes von Sir Arthur. Neben der Familie gewährleistet ihr internationales Netzwerk von Experten und Institutionen eine ausgiebige Kenntnis des Lebens und der Abenteuer der vielen fiktionalen Romanfiguren von Arthur Conan Doyle.
21 Zeichnungen von Géo Dupuis
In diesem Buch werden die Entdeckungsreise der Vergessenen Welt und ihre spektakulären Geschöpfe mit einundzwanzig Stichen des Künstlers Géo Dupuis aus der französischen Küstenstadt Le Havre (1874-1932) illustriert. Er produzierte diese Reihe von Stichen für die erste Veröffentlichung des Romans in Frankreich, ebenfalls in serieller Form, in der Monatszeitschrift Je sais tout (1913-1914). Géo Dupuis ist auch berühmt für seine Zeichnungen in den Werken von Emile Zola, Honoré de Balzac und Guy de Maupassant.
Luxusausgabe
Diese dunkelgrüne Ausgabe ist von 1 bis 1000 nummeriert und wird in einem handgefertigten Schuber präsentiert.
Auf umweltfreundlichem Papier und mit pflanzlicher Tinte gedruckt, mit den feinsten Stoffen gebunden.