Le Paradis
Bilderhandschrift
„Das Paradies“
Bildmalerei aus dem Manuskript
Salzburger Messbuch,
Großformat : 30 x 40 cm
Ein außergewöhnliches Manuskript (Von 1478 bis in die 1490er Jahre)
In Salzburg, Österreich, gingen dem barocken Salzburger Dom, in dem Mozart am Tage nach seiner Geburt 1756 getauft wurde, mehrere Bauwerke voraus - das erste, romanischen Stils, stammt aus dem Jahr 774. Im 15. Jahrhundert folgten drei Erzbischöfe aufeinander, die das hier vorliegende Messbuch in Auftrag gaben, ein fünfbändiges religiöses Manuskript auf Pergament, mit 22 liturgischen Texten in lateinischer Sprache, das für religiöse Feste bestimmt war. Ein Objekt, das von Kennern als bedeutend und monumental bezeichnet wird, zweifellos aufgrund seiner großen Abmessungen (37,7 x 27,5 cm) und seiner 680 sehr reichhaltig kopierten und verzierten und illuminierten Seiten.
Fürsterzbischof Bernhard von Rohr (1421-1487), ein bibliophiler und begeisterter Kunstliebhaber, ließ um 1478 mit der Arbeit an dem Werk beginnen. Zwischen 1482 und 1489 führten Erzbischof Johann Beckenschlager (1428-1489) und dann Graf Friedrich Graf von Schaunberg bis 1494 die Arbeit an dem Manuskript weiter. Die mit Band III begonnene Handschrift wurde zunächst Ulrich Schreier anvertraut - einem Buchmaler, der seine Kunst schon im Auftrag des Benediktinerstiftes Admont in Österreich ausgeübt hatte, und dessen Bibliothek später zur Universitätsbibliothek Salzburg wurde. Vor allem aber war es Berthold Furtmeyr, ein berühmter Maler der deutschen Renaissance - nicht weniger als 14 religiöse und astronomische Manuskripte werden seiner Werkstatt zugeschrieben -, der in seiner Nachfolge das Manuskript zu einem Prachtstück verwandelte. Berthold Furtmeyr arbeitete in Regensburg (in Bayern, an den Ufern der Donau, etwa hundert Kilometer von München entfernt): diese mittelalterliche Stadt war auf Buchmalerei spezialisiert.
Das Messbuch war bis 1801 Besitz der Salzburger Dombibliothek, bis es von den Franzosen - neben anderen kulturellen Beschlagnahmungen infolge der verschiedenen militärischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Deutschland - beschlagnahmt und nach Paris gebracht wurde. Seit 1815 überquerte es wieder den Rhein und wird heute in München aufbewahrt*.
DAS PARADIES - BAUM DES TODES UND DES LEBENS
Diese Buchmalerei ist eine der berühmtesten des Manuskripts. Im der Mitte sieht man eine Abbildung, die von vier Medaillons umgeben ist, welche von goldenen Holzarabesken, roten Blumen und zartgrünem Laub durchsetzt sind, wie eine Hymne an den Kreislauf des Lebens. Die gemalten Landschaften sind idyllisch, die Natur im Überfluss, und stehen im Kontrast zur Farbe des Himmels und der Hügel in der Ferne.
In der Mitte des Bildes steht der Baum der Erkenntnis. Zwischen seinen Zweigen hängen ein Kruzifix und ein Schädel, Symbole des Glaubens, der Spiritualität und der Verflechtung von Leben und Tod, Gut und Böse. Eva hält unverhüllt den Menschen die verbotene Frucht hin, während die blau gekleidete Jungfrau die Aufgabe hat, der Menschheit zu Hilfe zu kommen. Die Schlange, um den Stamm des Baumes gewickelt, bietet Eva einen Apfel an und erinnert zweifellos die Menschen daran, dass Wachsamkeit geboten ist. Adam sitzt, wie besiegt wirkend, in einer Haltung der Passivität; ja sogar der Verzweiflung.
Auf dem Spruchband unter Adams Hand steht: Serpens vicit Adam, vetidam** sibi suggeret escam: Die Schlange verführt Adam und bringt ihn dazu, die verbotene Frucht zu essen.
Auf dem Spruchband links von der Jungfrau, das von der Figur in einem rosa Gewand gehalten wird, steht: Ecce panis angelorum, factus cibus viatorum, oder „Seht das Brot, die Engelspeise! Auf des Lebens Pilgerreise“.
Das Spruchband rechts von Eva, ausgehend vom Schlüsselbein des Skeletts, lautet: Mors est malis, vita bonis, vide ... oder „Der Tod ist böse, das Leben ist gut...“. In den oberen Medaillons tragen zwei Figuren, eine davon mit einer Krone, Wappen und auch Botschaften in Spruchbändern. Das Spruchband auf der linken Seite lautet: Panem angelorum manducavit homo, oder „Der Mensch aß das Brot der Engel“. Auf dem Spruchband rechts steht: Melius est modicumiusto super divitias (zu dt. etwa : Besser ist dem Gerechten das Wenige, als die großen Schätze der Sünder).
Die unteren Medaillons zeigen drei Szenen aus dem Leben eines Hirten, wahrscheinlich ein Gleichnis der Arbeit. Drei weitere Spruchbänder entfalten sich über den Köpfen der Figuren. Auf der linken Seite kann man lesen: Quid honorabiliusquam mea bene regere (zu dt. etwa : „Was ist ehrbarer, als die Meinigen gut zu lenken“ ). Auf der rechten Seite steht: Die hac nocte [meas] preservabo et custodiam, [Ndt.: n'ayant pas trouvé de traduction allemande à partir du latin, la traduction à partir du français ci à gauche est : „Ein bisschen mehr regelmäßiger Reichtum“].
* Ms Clm 15708-15712, Bayerische Staatsbibliothek, Munich.
** Der Bayerischen Staatsbibliothek nach hätte der Maler Fehler gemacht, hier : vetidamau anstatt devetitam.
Quellen :
- http://www.kirchen.net/dommuseum
- https://www.wdl.org/fr/
- https://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/
- Codices Illustres. Les plus beaux manuscrits enluminés du monde 400 à 1600, de Ingo F. Walther et Norbert Wolf, éditions Taschen (Paris, 2014).
- Une histoire des manuscrits enluminés de Christopher de Hamel, éditions Phaidon (Paris, 2001).
Holzrahmen, in Frankreich hergestellt und von Hand zusammengestellt.
Doppelglaseinrahmung (30 cm x 40 cm).
Eingerahmt in unseren Werkstätten in Cambremer.