Der Steppenwolf von Hermann Hesse
Perlgraue Auflage,
nummeriert von 1 bis 1000,
Der Steppenwolf, das Manuskript von Hermann Hesse
Hermann Hesses 1927 erschienener Roman „Der Steppenwolf“, der bereits damals den nächsten Weltkrieg prognostizierte, schildert auf eindringliche Weise die zeitgeschichtliche Misere und die Midlifekrisis seines Verfassers inmitten der Euphorie der Zwanziger Jahre. Die innovative Form der Darstellung vermittelt sowohl eine schonungslose Analyse emotionaler Antriebe und ihrer Bewältigung durch die musikalischen Ordnungen „der Unsterblichen“. Diese zukunftsorientierte Vision hat den Roman im Verlauf des Vietnamkriegs zu einem Kultbuch der amerikanischen Protestbewegung gemacht.
Das Manuskript besteht aus 155 größtenteils handgeschriebenen Seiten. Nach Hermann Hesses Tod 1962 beschloss seine Witwe Ninon, einen Teil des literarischen Nachlasses ihres Mannes, der aus Manuskripten und Briefen bestand, dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach zu übergeben, und einen anderen Teil dem Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.
Das Deutsche Literaturarchiv wurde 1955 in Marbach am Neckar gegründet und zählt zu den größten Literaturarchiven der Welt. Diese prestigeträchtige Einrichtung eröffnete 2006 das Literaturmuseum der Moderne.
Die Erzählung und Analyse einer inneren Krise
Anfang der 1920er Jahre war Hermann Hesse fast Fünfzig. Nach seiner Tätigkeit als Buchhändler und seit dem literarischen Erfolg von Peter Camenzind, einem Roman, der 1904 erschienen war, lebte er von seiner Schriftstellerei und konnte so seiner Leidenschaft für Reisen nachgehen. Doch sein Antimilitarismus, der ihm in Deutschland heftige öffentliche Kritik einbrachte, der Tod seines Vaters, die Schizophrenie seiner Ex-Frau Mia Bernoulli, die Erziehung seiner Söhne und das wachsende Gefühl, dass seine zweite Ehe mit der Sängerin Ruth Wenger am Scheitern war, wie als auch seine eigenen gesundheitlichen Probleme stürzten ihn in eine tiefe und anhaltende Existenzkrise.
Hermann Hesse verfasste autobiografische Texte wie Tagebuch eines Entgleisten (1922) und Kurgast (1925). Im Winter 1926 begann er in Zürich mit dem Verfassen von Texten, die als „Krisis-Gedichte“ bezeichnet werden und von denen einige in der Literaturzeitschrift Die neue Rundschau unter dem Titel Der Steppenwolf. Ein Stück Tagebuch in Versen veröffentlicht wurden. Diese Gedichte stellen einen wesentlichen Moment in der Entstehungsgeschichte von Der Steppenwolf dar. Der Roman, wie wir ihn kennen, entwickelt sich aus diesen autobiografischen Gedichten Hermann Hesses.
Ein Manuskript, das aus vielen verschiedenen Textstufen besteht
Die Blätter sind in der Regel mit blauer oder schwarzer Tinte beschrieben, auf in der Mitte gefalteten Blättern eines fein karierten Papiers, die somit einen Bogen von vier Seiten bildeten. Die Nummerierung ist mit arabischen oder römischen Ziffern handgeschrieben. Hermann Hesse hatte die Angewohnheit, beim Korrekturlesen zusätzliche Blätter hinzuzufügen und die Stellen, an denen sie auf den Originalblättern eingefügt werden sollten, mit „X“ zu kennzeichnen. Diese zusätzlichen Blätter schrieb er regelmäßig auf Altpapier, wie Verlagsanzeigen, Briefe, Aquarelle oder alte Kalenderblätter, deren Rückseiten er schwärzte, und die hier in der chronologischen Reihenfolge des Romans wiedergegeben werden.
„So steht etwa der Abschnitt zu Hermines Glauben an die Heiligen, an Franz von Assisi, auf der Rückseite eines Kalenderblattes mit der Wochenübersicht vom 1. bis zum 6. November 1926“, erklärt der Experte Rudolf Probst in seinem Vorwort (siehe weiter unten).
Der Schriftsteller fügte diesem Korpus auch Schriftmaterialien hinzu, die er vor dem Beginn der eigentlichen Romanarbeit geschrieben hatte. So zum Beispiel der Abschnitt des „Goethe-Traums“ - Der Traum von einer Audienz bei Goethe - der bereits am 12. September 1926 in der Frankfurter Zeitung erschienen war.
Ein Vorwort von Rudolf Probst
Rudolf Probst hat Germanistik und Philosophie an der Universität Bern studiert, wo er 2004 über Dürrenmatt promovierte. Seit 1993 arbeitet er zunächst als Forschungsassistent, dann als Leiter der Erschließung und Benutzung im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern, wo er mit den Nachlässen und Archiven von Peter Bichsel, Hans Boesch, Friedrich Dürrenmatt, Hermann Hesse, Carl Albert Loosli, Golo Mann, Klaus Merz und Hansjörg Schertenleib arbeitet.
Neueste Veröffentlichung: Friedrich Dürrenmatt: Das Stoffe-Projekt. Textgenetische Edition in fünf Bänden. Begleitet von einer erweiterten Online-Fassung. Herausgegeben von Ulrich Weber und Rudolf Probst aus dem literarischen Fundus. Diogenes Verlag, Zürich, 2021.
Auszüge aus dem Vorwort:
... Die Entstehungsgeschichte eines Textes vermittelt Erkenntnisse bezüglich seiner Analyse und Interpretation. Sie spiegelt sich in der Textgenese, d.h. in den physischen Manifestationen des Werks, in den Handschriften und Typoskripten aus der Hand des Autors (...)
... Die Handschrift beginnt mit Hesses Vorbemerkung zum Traktat auf der Rückseite eines Briefs von Dr. E. Leutenegger vom 23. April 1924: »Diese Schrift wird im Druck durch einen eingehefteten farbigen Umschlag mit eigener Paginierung hervorgehoben, evtl. auch durch einen anderen Schriftgrad.« In der Tat wird der Traktat später in der Erstausgabe durch einen gelben Umschlag und eine eigene Paginierung vom übrigen Text abgesetzt. Anschließend beginnen Hallers Aufzeichnungen mit den Bogen 1 bis 5, die dann durch den Einschub des Traktats vom Steppenwolf unterbrochen werden (...)
... In der Entwicklung der verschiedenen Steppenwolf-Schriften von den frühen Fragmenten über die Gedichte des Steppenwolf-Zyklus und die verschiedenen Manuskriptfassungen bis hin zum publizierten Roman haben wir ein Gesamtkunstwerk vor uns, in welchem sämtliche Teile wechselseitig aufeinander bezogen sind: Die Gedichte aus dem Krisis-Zyklus haben ihre Entsprechungen in der Geschichte Hallers im Roman, die Gedanken im Traktat sind bezogen auf die Überlegungen des fiktiven Herausgebers im Vorwort wie auch auf Hallers Aufzeichnungen, die sich ihrerseits wieder in den Stationen des »Magischen Theaters« spiegeln. Als Ganzes vermittelt Der Steppenwolf von Hermann Hesse philosophisch reflektierte und psychologisch fundierte Einblicke in die Komplexität subjektiver Identität in der modernen Gesellschaft des beginnenden 20. Jahrhunderts, die Krise dieser Identität und den Versuch, durch den Humor in der Selbstironie der Unsterblichen diese Krise zu überwinden.
Danke an Rudolf Probst, Vincent Yersin, Marc Meier-Maletz, Surhkamp, Hermann Hesse Estate.
Luxusausgabe
Diese Perlgraue Auflage ist von 1 bis 1000 nummeriert und wird in einem handgefertigten Schuber präsentiert.
Auf umweltfreundlichem Papier und mit pflanzlicher Tinte gedruckt, mit den feinsten Stoffen gebunden.